Würfelwelten
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Erkandor
Erkandor
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Pen & Paper - was, wie und warum? Empty Pen & Paper - was, wie und warum?

20.04.17 13:58
Bei Würfelwelten geht es um Pen & Paper, wodurch ich hier einmal beginne, ein wenig zu erzählen, was das eigentlich ist und wie ich es betreibe (da ich bei unseren Streams den Spielleiter darstelle, betrifft das dann natürlich auch gleich die ganze Gruppe meiner Mitspieler).

Zuerst einmal für alle, die noch nie etwas davon gehört haben: Unter Pen & Paper Rollenspielen versteht man, wie der Name schon sagt, Spiele, die man am Tisch, nur ausgerüstet mit Stift und Papier (und in den allermeisten Fällen einige Würfel mit unterschiedlich vielen Flächen), betreibt und dabei eine Geschichte gemeinsam erlebt. Der Spielleiter, der etwas dafür vorbereitet hat, erzählt grundsätzlich alles, was in der Umgebung der Protagonisten passiert und die anderen Spieler reagieren mit ihren Charakteren dann in den beschriebenen Szenen. Wie beim Computerrollenspiel auch, hat jeder Charakter dafür auch Werte, die seine Stärken und Schwächen sowie seine Fähigkeiten beschreiben. Auf einem Charakterbogen ist das alles vermerkt. Für mich am wichtigsten ist aber, alles auch ein wenig auszuspielen wenn man mit seinen Kameraden flüsternd spricht, wenn man sich an der Wache vorbei schleichen kann, dass man die Gespräche auch, mehr oder weniger schauspielerisch, richtig ausspielt und sich von der Stimmung in die Welt hinein ziehen lässt, wodurch eine recht einzigartige Atmosphäre entsteht.

Ein großes Problem, das ich beim Erklären dieser Art des Rollenspiels habe ist, dass es viel einfacher ist, es zu zeigen als es zu beschreiben. Ich leite schon seit Jahren regelmäßig Anfängerrunden auf diversen Veranstaltungen in Wien und viele Leute, die mit der Erklärung wenig anfangen konnten, wurden rasch ins Spiel hineingezogen und es fiel den wenigsten dann wirklich schwer mitzuspielen. Also ist ausprobieren oder zumindest zusehen angesagt, wobei das gar nicht so einfach ist, wenn man keinen Spielleiter hat (der üblicherweise auch die meiste Arbeit hat).

Es gibt aber übers Jahr verteilt in vielen Gegenden in Deutschland (und auch Österreich) Conventions, an denen Anfängerrunden angeboten werden. Auch Vereine sind für soetwas immer wieder eine gute Anlaufstelle. Ich selbst habe zum Beispiel auf der RPC in Köln schon einige Male Runden für das Cthulhu-Rollenspiel angeboten.

Ich persönlich spiele schon seit rund 18 Jahren "Das schwarze Auge", das ein klassisches Fantasy Setting beinhaltet und das bekannteste deutsche Rollenspiel darstellt. Es ist relativ regellastig, wobei ich vor allem durch die lebendige und schön ausgestaltete Welt in diesem Spiel hängen geblieben bin. Da spielt man klassische Helden wie Krieger, Waldläufer, Magier, Elfen, Bäcker, Schmiede, etc. Letztere sind zwar ein wenig untypischer, aber das Regelwerk lässt weitgehend alles als Charakter zu, was die Spielwelt zu bieten hat (nur braucht man halt auch einen guten Grund, warum der Bettler aus der Gosse, der Händlerssohn oder der Kürschner auf Abenteuer auszieht)

Seit weit weniger langer Zeit spiele ich auch das "Cthulhu" Rollenspiel, das Horror in den 20er Jahren auf Basis der Werke von H.P. Lovecraft und jener Autoren, die an den von ihm geschaffenen Cthulhu-Mythos anknüpfen, beschreibt. Eine spannende Atmosphäre zu schaffen ist hier Trumpf und für den Spielleiter eine eigene Herausforderung. Als Spieler spielt man hier normale Menschen, die sich dem Horror des Mythos (oftmals nicht ganz freiwillig) stellen. Das was Cthulhu neben dem Setting (welches durchaus auch in Varianten "Now" - heutige Zeit, "Gaslicht" - 1890er, Mittelalter, Piraten usw exisitiert) auszeichnet, ist die Schwäche der gespielten Charaktere. Man stirbt relativ leicht (wie es bei Menschen eben so ist) und man verliert nach und nach den Verstand, wenn durch Monster, Zauber und dem damit verbundenen Wahnsinn das eigene Weltbild ausgehebelt wird. Da kann es schon einmal passieren, dass ein Charakter vor einem tentakelbewehrten Monster steht, das die geifernden Klauen nach vorne ausstreckt wobei der schwarze Schleim von den Armen fast auf seinen Fuß tropft und dieser trotzdem nur manisch kichern kann ohne richtig zu realisieren, was da vor ihm eigentlich gerade passiert.

Allgemein gibt es bzgl. Settings aber im Rollenspiel sowieso kaum Grenzen. Ich habe mittlerweile viel ausprobiert und dabei schon auch recht verrückte Charaktere gespielt (z.B. Spielzeug, das zum Leben erwacht ist). Aber von klassischer Fantasy (D&D, DSA, Midgard, etc.) über Science Fiction in mehr oder weniger bekannten Universen (Star Wars, Star Trek) bishin zu Cyberpunk (Shadowrun), Steampunk (Finsterland), Plüschtieren (Plüsch, Power und Plunder) oder ganz anderen Settings (Mousegard, in dem man Mäuse einer eigenen Kultur in einer Fantasywelt spielt oder Ratten, in dem man die namensgebenden Nager in einem Einkaufszentrum spielt) kennt die Phantasie der Spieler keine Grenzen (denn wenn es kein Setting gibt, baut man es sich selbst - dafür gibt es übrigens auch Regelsysteme wie GURPS).

Für mich hat das Rollenspiel am Tisch zwei wesentliche Vorteile gegenüber dem am Computer: Erstens trifft man sich mit einigen Leuten dafür, da man ja üblicherweise mindestens vier Spieler dafür benötigt (inkl. Spielleiter) und zweitens gibt es keine Grenzen durch eine Programmierung (ein guter Spielleiter kann auf alle Aktionen der Spieler reagieren, auch wenn er dadurch überrascht wird - sie müssen nur den Charakteren physisch oder psychisch möglich sein).

Eine Sache wäre da noch: Viele Leute glauben, dass es schwierig ist, soetwas anzufangen. Zugegeben stimmt das auch für den Spielleiter, da dieser sich zuerst in vielen Dingen einlesen muss, wobei es auch sehr einfache Systeme gibt. Aber gerade als Mitspieler muss man für den Anfang nicht viel mitbringen. Ich habe schon mit Leuten Cthulhu und DSA gespielt, die fünf Minuten zuvor noch nicht einmal wussten, dass es soetwas wie Tischrollenspiel gibt. Nach weiteren fünf bis zehn Minuten Einführung in Regeln und Welt konnte man schon loslegen.

Falls es dann dazu Fragen gibt oder jemand sonst seine Erfahrungen zu dem Thema hier einbringen möchte, freue ich mich schon auf anregende Gespräche diesbezüglich.

Grüße,
Erkandor
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Pen & Paper - was, wie und warum? Empty Re: Pen & Paper - was, wie und warum?

21.04.17 21:55
Wenn ihr mehr Gespräche über Rollenspiele hören wollt, könnt ihr ja auch in den Noerdcast reinhören, in dem Schnubbi und ich ausführlich darüber gesprochen haben:

Noerdcast: Pen & Paper Podcast Teil 1

Noerdcast: Pen & Paper Podcast Teil 2

Hier erfahrt ihr sehr allgemeine Gedanken zum Rollenspiel sowie die eine oder andere Anekdote - ein wenig Zeit müsst ihr dafür aber mitbringen Wink .

Grüße,
Erkandor
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